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am 10. Oktober 2021 veröffentlichte der pegnesische blumenorden
in seiner jährlichen literaturzeitschrift blattwerk, ausgabe 4,
die gedichte "erzähl den vögeln", "intro lunatiax" und "schöner tag".
DER REGEN:
es hatte geregnet. ich wollte mir sofort die allerschönste Pfütze kaufen. aber dann ist mir plötzlich eingefallen, dass ich keine gummistiefel besitze. also habe ich diese schöne pfütze, die mittlerweile vertrocknet ist,
nicht gekauft.
und vor glück bin ich sofort zum grab von charlie chaplin nach vevey gefahren.
ERZÄHL DEN VÖGELN
Erzähl den Vögeln
Sie machen keine Show
Die Frau die ich liebe
Das ist wie fliegen
durch einen Regenbogen
denn der Regen
hat keine Farbe
und Tropfen, Tropfen
Tropfen
sind wie Menschen
wenn sie aufprallen sind sie tot
und die Liebe war nur die Wolke
Fliege, fliege
fliegen nicht im Regen
und die Vögel hungern wie ich
Meine Frau
ist wie ein Regenbogen
die Wahrheit steht in Bild
und ich
ich
kauf mir Gefühle
wie andre Regenbögen
kauf mir Gefühle
von Paris bis Dakar
denn ich
ich
ich
möcht kein Vogel sein
© Copyright Roland Eugen Beiküfner
INTRO LUNATIAX
Nach Jahrtausenden im ewigen Eis
erwärmte sich unser Herz
für den Bruchteil eines unvergesslichen Moments
und mit dieser Botschaft sendeten wir einen Vogel los
und wir sahen
wie hoch oben in jungfräulich kristallklarer Luft
seine Flügel zu Eis erstarrten.
Dise Worte sind keine Metapher
und kein Gedicht
sondern ein Bild,
das wir nicht malen können.
Wieviel Zeit bleibt Euch noch
Angst zu haben?
Lunatiax nun für Euch.
© Copyright Roland Eugen Beiküfner
SCHÖNER TAG
Gestern war ein schöner Tag
nichts Aufregendes
nichts Besonderes
nichts Außergewöhnliches
ist geschehen
und trotzdem
war gestern ein schöner Tag
Die Tage zuvor
habe ich immer gedacht
an Morgen, an Gestern, an Dich
habe geplant
mit wenn und aber
und mir Sorgen gemacht
aber gestern
gestern habe ich gelebt
einfach nur gelebt
gestern war ein schöner Tag
© Copyright Roland Eugen Beiküfner
ABSCHIED IN GLAS
Auf einem Seil aus Glas
gespsant vom zur Erde
auf dieser weiten Bahn
ich Tropfen gleiten lassen werde
gleich einer Perlenkette meiner Tränen
mag Euch einst dies Bild erscheinen
um unsere wenigkeit
erspart Euch zum Abschie das Weinen
© Copyright Roland Eugen Beiküfner
DER VERRAT
Ich bin die Zahl die brauchst
Ich bin das Geld das dich dreht
Ich bin der Schein der dich baut
Ich bin die Hand die dich zieht
Ich bin die Rinde deines Kleingehirns
Ich bin der Wald den du suchst
Ich bin das Wild das du lebst
Ich bin das Kind das dich säugt
Ich bin das Loch das dich hält
Ich bin der Zaun über den du springen musst
Ich bin der Tau der dich nässt
Ich bin der Schweiss der dich wärmt
Ich bin der Kuss der dich zähmt
Ich bin der Wind der dich schlägt
Ich bin das Haus aus dem du Feuer holst
Ich bin das Wort das du tritts
Ich bin das Lied das du lügst
Ich bin der Schein den du wirfst
Ich bin die Zahl die du biegst
Ich bin der Vorhang deiner Fantasie
Ich bin das Tier das du noch zähmen musst
Ich bin der Berg den du noch leben musst
Ich bin das Buch das du geschrieben hast
© Copyright Roland Eugen Beiküfner
LUFTSCHLÖSSER
Ich fühle mich
wie um die Welt geplättet
als wäre ein Witz
an zu vielen Pointen gestorben
Die Wand an der ich zerschmettern wollte
war durchsichtig von Lügen
Kriegsverbrechen an meiner Seele
Jedes Medienereignis ist ein Erschießungskommando
an meinen Geist
Wie soll mein Erbrechen davon
noch ein Event sein
Mein Kopf ist nur noch eine Redaktion
zum Erhalt meines Körpers
in dem das Wort Gesellschaftl
nur Wunschvorstellungen hervorbringt
die kein Herz erfüllen kann
Meine Ohren sich erschöpfen
von all dem Lärm der Wichtigen
deren Onanie sich lächerlich stürzt
den Schmerz der eigenen Existens
zu spüren und doch nicht ertragen
All dies empfinde ich
wie eine brutale Verstopfung meiner Sinne
Und doch nehme ich diesen perversen Staub
und baue Luftschlösser
um sie in den Wind zu blasen
den dieser Moment mir bietet
© Copyright Roland Eugen Beiküfner
DREI IN EINEM LEBKUCHEN
Die Geschichte einer Erfindung
Geschmackvoll, patentfrei und wahrhaftig
Hinweis:
es handelt sich um die 1. Übersetzung aus dem
Fränkischen ins Hochdeutsche.
Für Missinterpretationen wir keine Haftung übernommen!
Es war einmal. Nein, so fängt die Geschichte nicht an. So fangen Märchen an. Aber diese Geschichte hat sich wahrhaftig so zugetragen. Irgendwo in der fränkischen Metropole Nürnberg, so zwischen dem Albrecht-Dürer-Stadion und dem Max-Morlock-Flughafen, genau gesagt in der Gostenau, in der Griesfingerstraße, die Hausnummer spielt jetzt keine Rolle. Es war Freitag, so die Zeit zwischen dem Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, die man Feierabend und in dem speziellen Fall Ladenschluss nennt. So kurz davor. In der Bäckerei Wirt macht die Verkäuferin „Tinnie“ gerade Kasse, als ein großgewachsener Herr den Laden betritt. Mit einem Dialekt der so zwischen Weser und Elbe liegt, also gar keinem, also, so das hochdeutsche meine ich, verlangt er für seine Freunde und Angehörigen etwas typisch Nürnbergerisches. Und, er habe in der Nähe des Schönen Brunnens am Hauptmarkt den geheimen Tipp bekommen, dass es in der Bäckerei Wirt die besten Lebkuchen nach einem uralten Rezept gibt. Und diese will er den Seinen mitbringen. Eben was typisches dieser Stadt. Verkäuferin „Tinnie“ stutzt: „Lebkuchen um diese Jahreszeit? Da muss ich erst mal den Meister fragen.“ Der Meister, also der Bäcker Wirt ist mit seinem Freund Roberto im Hinterhof und bereitet seine Geburtstagsfeier vor. Gäste sind noch keine da. Der Grill glüht schon und auf dem liegen schon die ersten sechs Bratwürste Nürnberg Art zum Probieren. Die Testwürstel also. Bäcker Wirt hat schon den zweiten Humpen fränkischen Biers intus, ebenso sein Freund und Helfer Roberto, der dazu noch vorher zwei „Anlasser“ in Form selbst gebrannten Birnenschnapses genüsslich zu sich genommen hat. Verkäuferin Tinnie betritt den Hinterhof und berichtet dem Meister von dem Wunsch des letzten Kunden.
Bäcker Wirt: „Tinnie, dann geh in die Kammer und hole zwei Packungen der ganz speziellen, du weißt schon. Und dann schick mir den Herrn mal hinter, hierher.“ Tinnie geht bringt die zwei Packungen der feinsten Lebkuchen und geht den Herrn aus dem Norden holen. Roberto blickt den Meister vertrauensvoll an, der gerade mit seiner Zange gekonnt drei der sechs Würste wenden will. „Warum verkaufst du den deine Besten Lebkuchen, drei in einem Weckla würden es auch tun!“ Der Herr erscheint mit Tinnie.
Bäcker Wirt, er hält immer noch die drei Bratwürste mit der Zange fest, sagt der Tinnie sie solle zwei Lebkuchen aus der Packung nehmen. „Sie sind gekommen weil sie etwas typisches Nürnbergerisches wollen?“ fragt der Meister. „Genau“ antwortet der Norddeutsche. Bäcker Wirt wirft einen vertrauensvoll, verschmitzten Blick zu Roberto, nimmt die zwei Lebkuchen von seiner Verkäuferin und legt die drei Bratwürste routiniert gekonnt zwischen die beiden wertvollen Lebkuchen. „So, mehr Nürnberg bekommen sie nirgends!“ sagt er. „Wirklich?“ fragt der Hochdeutsche hocherfreut.
Roberto und der Meister im Duett: „Wirklich!“ „Probieren sie es ruhig!“ meint Bäcker Wirt. „Die Lebkuchen bekommen sie zum Sonderpreis von von einem Zwanziger.“ „Ja, aber wo bekomme ich die Würstchen und übrigens bin ich Vegetarier!“ In diesem Moment mischt sich Roberto ein, der angesichts des Anblickes von den dreien in einem Lebkuchen den dritten „Anlasser“ nehmen musste, „seit der Klimakrise sind unsere Würstel eh vegan!“ „Wirklich?“ fragt der Herr aus dem Norden und beißt erwartungsvoll in die neuste „Erfindung“ des Meisters. Tinnie, Roberto und Bäcker Wirt tauschen verdutzt ängstlich und erwartungsvoll Blicke aus.
„So schmeckt also Nürnberg!? Nicht schlecht, gewöhnungsbedürftig, aber mit allem was mein Gaumen jetzt braucht!“ Die drei Nürnberger schauen sich noch verdutzter als vorher an. „Ja und wo gibt es die Veggiewürstchen?“ fragt der Herr aus dem Norden. „Vorne an der Hauptstraße ist der Bioladen „Zebl“, dort gibt es die vegetarischen Nürnberger Rostbratwürste im Sechserpack. Übrigens mit Soja aus dem Knoblauchsland“, schießt es Tinnie aus dem Mund. Der Norddeutsche gibt Tinnie einen Zwanzig-Euro-Schein, nimmt die eine angebrochene Packung Lebkuchen und die zweite, verabschiedet sich hocherfreut und geht stolzes Schrittes über den Hof zur Straße. Bäcker Wirt sofort zu seiner Verkäuferin: „Tinnie, du setzt dich sofort an den Computer und lädst das pdf. vom Patentamt herunter, das für die Lebensmittel, dann gehst rüber zum Metzger Küfner und sagst er soll aus seinem Tresor das Bratwurst-Rezept von seinem Großvater dir mitgeben.“ „Das macht der doch nie!“ antwortet Tinnie. „Dann sagst ihm, der von der Lebensmittelkontrolle könnte sich für sein ukrainisches Hackfleisch interessieren!“ Tinnie geht etwas genervt. Nach sechs Wochen kommt die Antwort vom Patentamt:
dieses Schreiben lese ich nun vor:
Sehr geehrter Herr Kurt Wirt,
leider können wir Ihren Antrag „Drei Bratwürste zwischen zwei Lebkuchen - mit Fleisch oder vegan“, als Patent anzumelden nicht entsprechen. Unser Sachbearbeiter hat bereits beim ersten Genuss ihrer Erfindung, Symptome einer Sucht gezeigt. Auch sind wir zu der Überzeugung gelangt, dass eine Änderung ihrer Rezepturen nicht zu einer Änderung dieser eklatanten Symptome aufzeigen wird. Wir bitten Sie von weiteren Versuchen dieser Art abzusehen, da wir uns sonst gezwungen sehen, wegen Verbreitung von Lebensmitteln mit enormen Suchtpotential, und der Schädigung des Ansehens Nürnberger Kulturgutes eine Verwarnung auszusprechen.
Nach Patentrechtlichen Statuten ist eine strikte Trennung zwischen
Nürnberger Bratwürsten und Nürnberger Lebkuchen einzuhalten.
Die Ordnungswidrigkeit kann mit bis 200 Euro bestraft werden.
Mit freundlichen Grüßen, Dr. Anton Hindringer
Nach sechs Monaten erhielt Bäcker Kurt Wirt folgenden Brief aus Hannover:
Lieber Bäcker Wirt,
auf unserem Wochenmarkt hat mein Kegelkumpan einen Stand mit Veggie-Burgern. „Drei in einem Lebkuchen“ sind der der totale Kult. Der Renner. Als kleine Anerkennung Ihrer Erfindung liegen dem
Schreiben 250 Euro in bar bei. Viele Grüße von meinem Freund Werner Schröder. Bei meinem nächsten Besuch in Nürnberg freue ich auf ihre nächste kulinarische Erfindung.
Mit herzlichen Grüßen, Ihr Frank Zwiebeldienst
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Roland Eugen Beiküfner. beikuefner-artworks, Reihe: Geschichten aus dem Fränkischen